Montag, 15. Oktober 2007

Gedanken zum Jahrestag



Waehrend ich die Aussicht am Holmenfoss mit einer Tasse Kaffee geniesse und meine getoasteten Brote wieder kalt werden, da mir immer noch was anderes einfaellt, was man vor dem Fruehstueck erledigen kønnte, waehrend Mia draussen rumtobt und der norwegischen Maeuseepidimie den gar ausmacht und mir einfaellt, dass ich heute noch den Cateringservice in Potsdam fuer die meine Feier anrufen muss, so denke ich ein klein bisschen nebenher wie das so ist, bevor Frau 30 wird. Gibt es Aengste? Gibt es verpasste Chancen? Von unerfuellten Erwartungen mal nicht zu sprechen.

Ich wage mich ein "paar" Jahre zurueck: 10. Klasseabschluss ohne Pruefungen, ein misserables Zeugnis erwartete mich nach schlecht geschriebenen Klausuren, danach der Beginn meiner Lehre, die ich mir meine Mami aufgedraengelt hat. Allein sich um eine Ausbildungsstelle zu kuemmern, passte damals nicht in meinen Tagesablauf. Das halbe Jahr wo ich in Berlin im grossen Gebaeude des IHZ (Internationalen Handelszentrum) bei Rechtsanwaelten Kiethe bereits ganz oben war (15. Etage…)

Nach der Scheidung meiner Eltern und dem Wegzug von meinen Papi und meinem Bruder, zog ich 1996 aus der kleinen Wohnung in der Gausstrasse aus und wagte mich in die „Høhle des Løwen“ was sich LEBEN nannte. Nicht allein – ach wo denken wir hin. Im Sommer 1996 lernte ich den lieben Calle kennen und dessen grosse Altbauwohnung in der Friedrich-Ebert-Str. 120 war es auch, die mir Unterschlupf gab.
Meinen Arbeitsplatz wechselte ich noch haeufiger – was man von dem Mann nicht sagen kann- es folgten ein paar Jahre bei Rechtsanwaelten Kaergel in Berlin, 1999 entschied ich mich dann gegen die „Rechtsanwaltsfachangestellten-Laufbahn“ und ging zur Bank. Dort wollte man mich in der Pfaendungsabteilung. Ja – die Claudi wollte auch mal die Kunden bøse aergern. Das tat ich dann bis Januar 2006.

Dazwischen gab es Høhen und Tiefen was Liebe und Freundschaften anging. Die Familie tat sich neu zusammen. Meine Eltern fanden wieder neue Partner fuer ihr Leben, natuerlich wurden diese am Anfang nur schwer von den Kindern akzeptiert. Gespraeche und Erklaerungen nach spaeteren Jahren liessen auch uns erwachsen werden. Mein Bruder entschied sich 1998 fuer die Ehe, die leider ein paar Jahre spaeter schmerzlich zerbrach. Aber ich wurde 2002 Tante von dem suessen Elias. Man(n) bleibt nicht lang allein und begann einen gemeinsamen Weg mit Claudia, dessen Ziel ein zweiter Neffe war – Jonas, geboren Juni 2005 oder 2006 L??? (Entschuldigung!) Was mein Bruder an Kindern vorlegt, bleibe ich dem Leben „schuldig“. Bislang. Seit 1996 gehe ich meinen Weg mit Calle und unsere Entscheidung vor einigen Jahren nach Norwegen zu ziehen, hat uns mehr zusammengeschweisst. Der Weggang im Februar 2006 fiel mir leichter als gedacht, die Gedanken, Aengste, Herausforderungen blieben aber nicht aus. So stellt sich auch hier eine 11 jaehrige Verbindung zwischen Mann und Frau als Herausforderung raus. Høhen und Tiefen gibt es, die oft nicht einfach zu bewaeltigen sind. Andere Hilfe bleibt uns versagt. Es sind nur wir hier. Man lernt sich kennen, kann auswiegen, wo die Grenzen sind und muss verdammt gut aufpassen nicht in das Loch „Gleichgueltigkeit“ herabzufallen. Alles bleibt wie es ist, wenn nicht einer die Angst ueberwindet und den Anfang macht, zu veraendern. Und da waeren wir wieder bei den Aengsten…

Die Erwartungen, die wir vom Leben und von uns haben, sind viel zu hoch und werden immer noch høher gesteckt. Ich beginne langsam zu begreifen, was in den letzten Jahren passiert ist. Das ich gewagt habe, ein anderes Land kennen zu lernen, dessen Sprache zu sprechen und vielleicht morgen an meiner Geburtstagstafel sogar eine norwegische Freundin zu sitzen habe. Die nun mein Leben auf eine kleine Art mit begleitet. Und dennoch will ich immer mehr vom Leben. Wo ist die Bremse? Stehenbleiben und Geniessen. Zurueckschauen und Erinnern. Nicht zu lange, aber eine kleine Weile – das ist auf jeden Fall gesund. Und die Aengste, Wege richtig entschieden zu haben, bereits zu sein, die Konsequenzen daraus zu ziehen und mit ihnen umgehen zu kønne, werden uns immer begleiten. Und uns das Leben auf eine Art schwer machen. Wir muessen sie akzeptieren und aufpassen, dass uns die Angst nicht ueberrennt. Passiert das, so sind neue Entscheidungen zu treffen. So ist der Verlauf des Lebens – denke ich zu mindest.

Ich sage fuer den „ersten Teil“ D a n k e. Nicht, „es haette aber“ und „man kønnte doch“ … Ich werde und will versuchen noch tiefgruendiger zu sein, noch mehr aus der Zeit herauszuholen. Aber ich meine nicht, dass ich mich auf dem ersten Teil verfahren habe, und das ist gut so. D a n k e an meine liebe Familie, D a n k e an Katja und all die Freunde, die meinen „grossen“ Sorgen beigewohnt haben und mein Leben weiter begleiten.

Ein besonderer D A N K geht an Calle. Er versucht immer noch mich zu ueberraschen und die Schwere meiner Gedanken mit Leichtigkeit zu uebertreffen. Er schafft es nicht immer, aber wenn es ihm gelingt, dann mit meiner vollen Ueberzeugung.

So – nun kann ich meine Brote neu toasten und neuen Kaffee kochen. Handlungen die zu einem „ganz normalen“ Leben mit 29 dazu gehøren.


PS: Meine Wuensche zu diesem Geburtstag 2007: Mein Vati, meine Mutti møgen bald wieder richtig gesund sein. Und mein lieber Bruder møge die Leichtigkeit des Lebens finden und einen grossen Teil der Schwere abgeben. Wir bestimmen Wer wir sind und sollten uns damit keinen Druck machen.

1 Kommentar:

Carola und Kerstin hat gesagt…

Wieder einmal sehr tiefsinnig, mit einigem Wehmut und einer kleinen Prise Traurigkeit...
Mögen deine Wünsche in Erfüllung gehen.
Liebe Grüße aus Kristiansand von Carola